Ehrenpreise

Ehrenpreise in Form von Urkunden vergibt der Jahresausschuss des PdSK e.V. an herausragende Persönlichkeiten, die sich als Interpreten, Künstler oder Produzenten um die Musikaufzeichnung auf Ton- und Bildtonträgern besonders verdient gemacht haben.

Klassik

Marc-André Hamelin  © Fran Kaufman
© Fran Kaufman

Marc-André Hamelin

Der franko-kanadische Pianist ist sicher einer der großen Tastenlöwen der Gegenwart. Selbst die halsbrecherischste Literatur hat ihm weder die Finger noch das Genick gebrochen. Er unterspielt die größten technischen Schwierigkeitsgrade bis zu einer Selbstverständlichkeit, die den Blick auf Charakter und Klang der Werke nicht verstellt. Die Paarung von unbedingtem Formwillen und allgegenwärtiger Kraft allein wäre schon Grund genug für eine Würdigung. Sein unbestrittenes Virtuosentum wird jedoch noch übertroffen von seiner geradezu ansteckenden Neugierde auf unbekannte Werke. »Ich schätze über alles das Vergnügen, etwas Neues zu entdecken und die Unvorhersehbarkeit der Entdeckung«, sagt Hamelin. In den fast 20 Jahren seiner Schallplattenkarriere ist er diesem Vergnügen immer wieder mit Mut zum Risiko nachgegangen. Seine hervorragenden Einspielungen von Medtner, Alkan, Skriabin, Godowsky oder Kapustin sind nicht nur für Schallplattenkritiker wahre Lichtblicke auf einem vom Standardrepertoire geprägten und gesättigten Markt.

Der Ehrenpreis wurde am 18. November 2006 bei der traditionellen Preisverleihung im Berliner Musikinstrumenten-Museum zusammen mit den Jahrespreisen 2006 überreicht.

Jazz, Rock, Pop

Joe Zawinul

Joe Zawinul

Dass der Jazz in Europa längst eine eigene Identität besitzt, ist nicht zuletzt sein Verdienst. Kein anderer Musiker zwischen der Bretagne und den Karpaten, zwischen der Adria und den Fjorden hat diese erzamerikanische Kunst der beswingten Improvisation so verinnerlicht, derart konsequent mit Leben und Noten ausgefüllt. Ein unscheinbarer Pianist aus Österreich, der Ende der 50 er Jahre den Sprung über den großen Teich wagte, als erster Weißer in einer reinen Farbigenband bei Cannonball Adderley dabei war, mit Friedrich Gulda und Miles Davis spielte, die Supergruppe Weather Report gründete und mit »Mercy, Mercy, Mercy» so wie «Birdland» einige der meist gespieltesten Jazzsongs aller Zeiten komponierte. Ein Vollblutmusiker, ein Entdecker, in dessen Adern sich die Wasser der Donau und des Mississippi vereinen und der mit der Gründung des Jazzclubs «Birdland» nun auch das Feuer in seiner Heimatstadt Wien zum Lodern bringt. Er sei ein «weißer Neger«, beschrieb Joe Zawinul selbst einmal seinen Ausnahmestatus. Ein Unikum mit Wiener Schmäh und New Yorker Überlebenswillen. Ein Visionär, der für seine Ziele kämpft. Das Beste aus der alten und der neuen Welt, vereint in einem faszinierenden Künstler und Menschen.

Der Ehrenpreis wurde am 18. November 2006 bei der traditionellen Preisverleihung im Berliner Musikinstrumenten-Museum zusammen mit den Jahrespreisen 2006 überreicht.

Produzent/in

Harald Quendler

Harald Quendler

Zunächst ist festzuhalten: ohne Harald Quendler wäre die österreichische Kulturszene sehr viel ärmer. Und wäre er kein Genussmensch, der seine Abende gerne beim Heurigen beschließt, hätte sich die österreichische Kulturszene in den letzten 27 Jahren möglicherweise ganz anders entwickelt. Bei einem Heurigenbesuch lernte Harald Quendler die Schmetterlinge samt Anhang kennen. Das brachte sein Leben auf eine ganz andere Schiene und in letzter Konsequenz auch Quendler und die Extraplatte auf den gemeinsamen Weg. Auch wenn es die Extraplatte schon früher gab, zum Qualitätszeichen für Außergewöhnliches abseits vom Mainstream wurde sie erst, als sich Quendler 1981 mit Label und Vertrieb »Extraplatte – Vertrieb der Musiker« selbständig machte. Wobei nicht nur Liedermacher oder Jazzer zu ihm kamen, sondern auch Kabarettisten, wie Josef Hader, klassische Musiker, oder der Sprachvirtuose Ernst Jandl.
Auch wenn diese legendären Zeiten längst vorbei sind und die Branche mittlerweile gigantische Einbrüche zu verzeichnen hat, ist Harald Quendler nie um die Förderung der Musik verlegen, die ihm am Herzen liegt. Und zögert auch nicht, sich mit anderen Vertriebsformen auseinander zu setzen, etwa mit www.manymusics.org, einer vom MICA (Music Information Center Austria) initierten Downloadplattform abseits des Mainstreams, auf dass gute Musik auch weiterhin eine Chance im Big Business-Dschungel habe.

Der Ehrenpreis wurde am 18. November 2006 bei der traditionellen Preisverleihung im Berliner Musikinstrumenten-Museum zusammen mit den Jahrespreisen 2006 überreicht.

Open