Ehrenpreise

Ehrenpreise in Form von Urkunden vergibt der Jahresausschuss des PdSK e.V. an herausragende Persönlichkeiten, die sich als Interpreten, Künstler oder Produzenten um die Musikaufzeichnung auf Ton- und Bildtonträgern besonders verdient gemacht haben.

Jazz, Rock, Pop

Heinz Sauer  © Anna Meuer
© Anna Meuer

Heinz Sauer

Saxophonist der profunden Poesie – Ehrenpreis 2023 des PdSK für Heinz Sauer (*1932)

Heinz Sauer lässt sich nicht beeindrucken. Sein Sound changiert zwischen rau, heiser, erdig und gehaucht, emphatisch, stark. Der Tenorsaxophonist und Komponist aus Merseburg lässt sein Instrument sich aufbäumen, schrill und schreiend, dann die Musik umarmen, zart und tief empfunden. Vorbilder interessieren ihn nur am Rande. Er hat ein Leben lang am Klang selbst gelernt, von 1960 bis 1978 zum Beispiel in den Bands von Albert Mangelsdorff, außerdem als Mitglied des Jazz Ensembles des Hessischen Rundfunks, aber auch mit zahlreichen eigenen Projekten wie der Gruppe »Voices« oder in späteren Jahren im Duo mit dem Pianisten Michael Wollny. Heinz Sauers Musik ist stilistisch autark. Sie folgt einer Expressivität des Kontrastes, motivisch humorvoll und gedanklich durchdrungen, sie wirkt durch die Balance der Extreme. Auf dieser Basis entwickelte sich Heinz Sauer zu einem der eigenständigsten Musiker der deutschen und europäischen Jazzwelt. Ein Meister der Intensität, ein Saxophonist der profunden poetischen Kraft. Für den Jahresausschuss: Ralf Dombrowski

Klassik

Kevin Bowyer  © Linda Fullarton
© Linda Fullarton

Kevin Bowyer

Dompteur und Diener der Orgel – Ehrenpreis 2023 des PdSK für Kevin Bowyer (*1961)

Natürlich kann man Kevin Bowyer auch mit wundervollen Interpretationen von Bach oder Brahms hören. Und genießen, wie der Organist die Stücke genau analysiert, aber dabei immer im Blick hat, was jenseits der Noten steht. Der Begriff Spiritualität mag ein wenig abgenutzt klingen, aber er drängt sich bei Bowyer geradezu auf. Die Orgel als wuchtiges Umspannwerk von Emotionen, Farben, Formverläufen und Transzendenzerfahrungen – Kevin Bowyer ist immer zugleich Dompteur wie Diener seines Instruments. Dabei interessieren ihn auch und vor allem Grenzüberschreitungen. Wie das fast unspielbare Werk von Kaikhosru Sorabji, dessen zweite Orgelsymphonie rund acht Stunden dauert und allerhöchste technische Anforderungen stellt. Bowyer schafft das mühelos und nur mit Mini-Pausen, wie er es genau macht, bleibt ähnlich rätselhaft wie manche Klangfigur bei Sorabji. Ein lautstarkes, wummerndes Hoch auf den auf- und anregendsten Organisten unserer Zeit! Für den Jahresausschuss: Jörn Florian Fuchs

Wortkunst

Klaus Sander  © Tatjana Pavlenko
© Tatjana Pavlenko

Klaus Sander

Verleger enthusiasmierender Gesamtkunstwerke – Ehrenpreis 2023 des PdSK für Klaus Sander (*1968)

Blättert man den Katalog von Klaus Sanders supposé-Verlag durch, möchte man am liebsten sofort alles bestellen – und vor allem hören! Da erzählt der Jahrhundertphilosoph Dieter Henrich sein Leben als ebenso intime wie hochreflektierte Reise durch Erinnerungs- und Denkräume. André Wiersig spricht über seine Lust und sein Leiden als fanatischer Freiwasserschwimmer, dem kein Ozean zu tief oder zu kalt ist. Aber Sander bietet uns auch Intimes aus St. Pauli, hochkomplexe Medientheorie, Albert Einstein im Original-Ton und, und, und. Jede CD-Produktion (ja, Klaus Sander glaubt noch an dieses Medium!) ist dramaturgisch fein durchdacht, die Booklets werden toll gestaltet. supposé-Produktionen sind keine simplen Produkte, sondern Gesamtkunstwerke, die Enthusiasten schon seit Jahrzehnten begleiten. Gespannt wartet man auf das nächste Meisterstück – und auf das übernächste… Für den Jahresausschuss: Jörn Florian Fuchs

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