Jahrespreise

Einmal jährlich trifft sich der Jahresausschuss des PdSK e.V., um zehn Jahrespreise für die besten Produktionen des zurückliegenden Jahres zu bestimmen. Im Jahresausschuss arbeiten zehn Jurorinnen und Juroren aus verschiedenen Fachjurys zusammen. Die Besetzung des Jahresausschusses rotiert. Die Nominierungen für evtl. Jahrespreise obliegen der Gesamtheit aller Jurorinnen und Juroren. Jahrespreise werden im Rahmen öffentlicher Konzertauftritte oder Literaturlesungen (im Bereich Wortkunst) an die Preisträger verliehen. Die Longlists sind ab 2014 direkt bei jedem Preisträgerjahrgang hinterlegt.

Jahrespreise

Vivaldi: Orlando furioso / Jean-Christophe Spinosi

Antonio Vivaldi: Orlando furioso
Dramma per musica in tre atti RV 728
Marie-Nicole Lemieux, Jennifer Larmore, Veronica Cangemi, Philippe Jaroussky, Lorenzo Regazzo, Ann Hallenberg, Blandine Staskiewicz, Chœur »Les Eléments«, Ensemble Matheus, Jean-Christophe Spinosi
Produktion: Hervé Boissière
Aufnahme: Jean-Pierre Loisil
Opus 111 Naïve OP 30 393 (3 CD)
Vertrieb: helikon harmonia mundi

Antonio Vivaldis zweite Renaissance gilt seinem Opernschaffen und ist, ebenso wie die vorangegangene, die seiner Instrumentalkonzerte, im Wesentlichen ein Phänomen der Medienindustrie, an dem das Label Naïve einen nicht zu übersehenden, will heißen, nicht zu überhörenden Anteil hat. Unter den in den letzten Jahren veröffentlichten Operneinspielungen des Venezianers sticht diese aktuelle Produktion besonders hervor. Nicht nur, dass Vivaldis rasender Roland zu einem seiner reizvollsten Bühnenwerke zählt; auch die Protagonisten dieser drei Compact Discs verblüffen durch ihre perfekte Verbindung von vokaler Virtuosität und musikdramatischer Ausdruckskraft. Und das Instrumentalensemble unter dem jungen Dirigenten Jean-Christophe Spinosi ist den Sängern nicht nur ebenbürtig, sondern erwies sich Ihnen offensichtlich auch als wunderbar vitalisierende Inspiration.

Die begehrte Auszeichnung wurde am Samstag, den 19. November 2005 beim traditionellen Festakt der Jahrespreisverleihung im Berliner Musikinstrumenten-Museum überreicht.

András Schiff & Miklós Perényi

Ludwig van Beethoven – Complete Music for Piano and Violoncello
András Schiff, Miklós Perényi – Sonaten op. 5, 17, 69, 102; Variationen WoO 45, WoO 66, op. 66)
Produktion: Manfred Eicher
Aufnahme: Stephan Schellmann
ECM New Series 1819/20 bzw. 472 4012 (2 CD)
Vertrieb: Universal

Mit dem Pianisten András Schiff und dem Cellisten Miklós Perényi haben sich Meister der Konzentration und der musikalischen Rhetorik gefunden. Es ist bezwingend, mit welcher Prägnanz und Klarheit das perfekt harmonierende Duo diesen zentralen Werkkomplex Beethovens darstellt, ihn unter permanente Spannung setzt und dessen Strukturen durchleuchtet. Hier treffen zwei überragende Musiker zusammen, deren Übereinstimmung ganz aus dem Inneren kommt. Sie erreichen eine musikalische und menschliche Nähe, die man kongenial nennen kann. Eine in ihrer Geschlossenheit und gestalterischen Tiefe faszinierende Neueinspielung, die auch klanglich keine Wünsche offen lässt!

Die begehrte Auszeichnung wurde am Samstag, den 19. November 2005 beim traditionellen Festakt der Jahrespreisverleihung im Berliner Musikinstrumenten-Museum überreicht.

Mahler: Sinfonien / Riccardo Chailly

Gustav Mahler – Sämtliche Sinfonien
Royal Concertgebouw Orchestra, Amsterdam (Nr. 1–9), Radio-Symphonie-Orchester Berlin (Nr. 10),
Riccardo Chailly
Produktion und Aufnahme: Andrew Cornall, Paul Myers
Decca 475 6686 (12 CD)
Vertrieb: Universal

Die Gesamtaufnahme der Mahler-Sinfonien, einschließlich der von Deryck Cooke vervollständigten 10. Sinfonie, ist zum denkwürdigen Ereignis der Schallplattengeschichte geworden. Sie ist über fast zwei Jahrzehnte gewachsen und beweist, dass Riccardo Chailly ein exzellentes Gespür für Mahlers melodische Bögen und deren Einbettung in feinste kammermusikalische Strukturen hat. Der Dirigent und die vorzüglichen Instrumentalisten aus Amsterdam und Berlin spüren allen Vortragsnuancen mustergültig nach. Ihre Interpretation des Mahler’schen Kosmos bleibt auch dann organisch, wenn es im orchestralen Tutti zu heftigen Ausbrüchen kommt. Der in den Sinfonien 1 bis 9 vom Royal Concertgebouw Orchestra gesetzte spieltechnische Standard ist exemplarisch und beweist einmal mehr dessen Weltspitzenklasse.

Die begehrte Auszeichnung wurde am Samstag, den 19. November 2005 beim traditionellen Festakt der Jahrespreisverleihung im Berliner Musikinstrumenten-Museum überreicht.

Strawinsky: Le Rossignol / Christian Chaudet

Igor Strawinsky: Le Rossignol
Ein Film von Christian Chaudet
Natalie Dessay, Marie McLaughlin, Violeta Urmana, Vsevolod Grivnov, Albert Schagidullin, Laurent Naouri, Maxime Mikahilov, Hugo Simcic, Orchestre et Chœurs de l’Opéra National de Paris, James Conlon
Videoproduktion: Dominique Barneaud / Agat Films & Cie / Arte France / Mikros Image
Audioproduktion: Alain Lanceron (Radio France)
Aufnahme: Daniel Zalay
Virgin Classics 5 44242 9 (DVD)
Vertrieb: EMI

Igor Strawinskys erste Oper, nach Hans Christian Andersens Märchen »Die Nachtigall», ist ein lyrisches und zugleich phantastisches Bühnenwerk, das 1914 seine Uraufführung in Paris erlebte. Ebendort produzierte die EMI 1999 eine CD von «Le Rossignol« unter der Leitung von James Conlon mit der unübertrefflichen Sängerin Natalie Dessay in der Titelpartie. Diese Tonaufnahme diente dem französischen Regisseur Christian Chaudet als Grundlage für eine digital erstellte Filmoper, die ihre Protagonisten per Computeranimation in eine überaus virtuos arrangierte moderne Märchenwelt versetzt. Chaudets Regie fasziniert durch die perfekte Abstimmung der visuellen Ereignisse auf Strawinskys Komposition und durch seine überaus bunte und erfinderische Bilderwelt.

Die begehrte Auszeichnung wurde am Samstag, den 19. November 2005 beim traditionellen Festakt der Jahrespreisverleihung im Berliner Musikinstrumenten-Museum überreicht.

Ensemble Recherche

In Nomine
The Witten In Nomine Broken Consort Book
Produktion: Harry Vogt (WDR Köln) / Kairos Musikproduktion
Aufnahme: Stephan Han, Francois Eckert, Wolfgang Müller
Kairos 001 244 2 KAI (2CD)
Vertrieb: helikon harmonia mundi

Bearbeitung und »Übermalung» älterer Musik gehört zu Grundprinzipien des Komponierens. Dieses Verfahren macht sich auch das seit 1999 im Rahmen der Wittener Tage für Neue Kammermusik entstandene „In Nomine Broken Consort Book« zu eigen. 42 Stücke von 37 Komponisten knüpfen hier an die »In Nomine«-Variationen der englischen Renaissance an – Miniaturen für ein bis acht Instrumente, die ein faszinierendes, ebenso kurzweiliges wie gedankenvolles Spektrum zeitgenössischen Komponierens von Klaus Huber bis Ian Vine dokumentieren und vom ensemble recherche mit treffsicherer Intuition und so engagiert wie virtuos vorgetragen werden.

Die begehrte Auszeichnung wurde am Samstag, den 19. November 2005 beim traditionellen Festakt der Jahrespreisverleihung im Berliner Musikinstrumenten-Museum überreicht.

Albert Ayler: Holy Ghost

Rare & Unissued Recordings (1962–70)
9 CD Spirit Box
Revenant RVN 213 (9 CD)
Vertrieb: Cargo Records Germany

Ein Ton am Rande des Abgrunds, Phasen, in denen Ordnung und Chaos sich reiben, bis sie die größtmögliche Faszination bewirken. Eine Tour-de-Force der Sinne, die zur Offenbarung wird! Ein Himmelhochjauchzen und ein Höllensturz. Der Saxofonist Albert Ayler machte alle, die ihm folgen wollten, in den acht Jahren seiner viel zu kurzen Karriere zu faszinierten Begleitern auf seiner improvisatorischen Zeitreise. Mit der ebenso liebevoll wie originell ausgestatteten Box »Holy Ghost« beginnt diese auf neun musikalisch grandiosen Compact Discs mit vielen unveröffentlichten Aufnahmen, einem über 200 Seiten starken, in Leinen gebundenen Buch sowie Faksimiles von Konzertankündigungen und handschriftlichen Notizen noch einmal von vorn: Ein schwarzer Monolith aus der Zukunft, ein Stück musikalisches Weltkulturerbe.

Die begehrte Auszeichnung wurde am Samstag, den 19. November 2005 beim traditionellen Festakt der Jahrespreisverleihung im Berliner Musikinstrumenten-Museum überreicht.

Martin Scorsese präsentiert The Blues

Eine Reise zu den Wurzeln des Blues
MC One 62 3 3057 (7 DVD)
Vertrieb: Media Cooperation One, Stuttgart

Der Blues? Drei Akkorde! Wie beschränkt und wie langweilig! Selten zuvor wurde dieses immer noch weit verbreitete Vorurteil für die breite Masse der Musikinteressierten ansprechender und überzeugender widerlegt als mit dieser so verlockend exzentrischen Box in Form einer aufklappbaren Gitarre, in der sieben DVDs versteckt sind, auf denen sich sieben internationale Meisterregisseure, angeführt von »Taxi Driver« Martin Scorsese, dem Phänomen Blues auf die unterschiedlichste Art zu nähern suchen. Gemeinsam ist ihnen die zutiefst emotionale Bindung an diese Musik sowie die perfekt inszenierte Einheit von Bild und Klang, die jeden ihrer faktenreichen Beiträge so sehens- wie hörenswert macht.

Die begehrte Auszeichnung wurde am Samstag, den 19. November 2005 beim traditionellen Festakt der Jahrespreisverleihung im Berliner Musikinstrumenten-Museum überreicht.

Blowing The Fuse

R&B Classics That Rocked the Jukebox in ... Vol. 1–11: 1945–1955
Produktion: Dave »Daddy Cool« Booth
Bear Family Records BCD 16 700/10 AS (11 CD, einzeln erhältlich)
Vertrieb: Bear Family Records, Holste-Oldendorf

Gerade in einer Zeit, in der publizistisch »50 Jahre Popmusik» so abgehandelt werden als habe es vorher keine gegeben, ist es wichtig zu zeigen, dass diese 1955 nicht vom Himmel fiel sondern eine reichhaltige, kontinuierlich evolutionäre «Vor»geschichte hat, für die Schlagworte wie Big Band Sound, Gospel, Jump Blues, Vocal Groups und Boogie Woogie stehen. So bieten die ersten elf Compact Discs der Serie „Blowing The Fuse« eine in Sound und Edition glänzende Kompilation wichtiger Jahre der Popmusik-Entwicklung im Bereich des schwarzen R&B, einfallsreich zusammengestellt von dem kanadischen Sammler, Fotografen und DJ Dave »Daddy Cool« Booth, und Track für Track kenntnisreich kommentiert von dem Hank Williams-Biografen Colin Escott.

Die begehrte Auszeichnung wurde am Samstag, den 19. November 2005 beim traditionellen Festakt der Jahrespreisverleihung im Berliner Musikinstrumenten-Museum überreicht.

Gottfried Benn – Das Hörwerk 1928–1956

Gottfried Benn – Das Hörwerk 1928–1956

Lyrik, Prosa, Essays, Vorträge, Hörspiele, Interviews, Rundfunkdiskussionen
Herausgegeben von Robert Galitz, Kurt Kreiler und Martin Weinmann.
Zweitausendeins Dokument 15006 (1 MP3-CD) bzw. 15007 (10 CD)
Vertrieb: Zweitausendeins, Frankfurt am Main

Die in Zusammenarbeit mit den Rundfunkanstalten der ARD und dem Schweizerischen Radio DRS entstandene Sammlung dokumentiert das überlieferte Hörwerk des Dichters Gottfried Benn. Auf diese Weise entsteht nicht nur ein umfassendes akustisches Porträt Benns, das zum faszinierenden Memento seiner Stimme wird, sondern zugleich ein ebenso berührendes wie informatives Zeitbild vom literarischen Leben in der Endphase der Weimarer Republik sowie im ersten Jahrzehnt des Nachkriegsdeutschlands. Hervorzuheben ist die vorzügliche technische Aufbereitung der einzelnen Aufnahmen sowie die dokumentarische Aufbereitung der Texte im Begleitbuch.

Die begehrte Auszeichnung wurde am Samstag, den 19. November 2005 beim traditionellen Festakt der Jahrespreisverleihung im Berliner Musikinstrumenten-Museum überreicht.

Andrea Hensgen: Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Sprecher: Peter Lieck, James Cotterell
Produktion: Rudi Mika
Ton/ Regie/ Technik: Theresia Singer, Ralf Kiwit
Igel-Records CD 936 bzw. ISBN 3-89353-936-0 (2 CD)
Vertrieb: Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg

Das Fragezeichen im Titel macht neugierig. Es handelt sich um eine außergewöhnlich feinfühlige Kinderproduktion mit aus dem Leben gegriffenen Brücken zwischen Vorstellungen von Kindern und den Maximen ihrer Eltern. Andrea Hensgens Erzählung um das auf dem Transport zum Zoo entwischte und zufällig in einem Kinderzimmer gelandete australische Beuteltier mutet fantastisch an, doch sie ist lebensnah erdacht mit allen Abstufungen von Freud und Leid. Die Erzählhaltung zielt auf Nachdenklichkeit und setzt sich in den Zwischenspielen mit sorgsam gesetzten musikalischen Akzenten fort. Pädagogisch pfiffig sind insbesondere die zweisprachigen Dialoge zwischen Kind und Beuteltier – in beider Zusammenleben werden Sprachbarrieren spielerisch überwunden.

Die begehrte Auszeichnung wurde am Samstag, den 19. November 2005 beim traditionellen Festakt der Jahrespreisverleihung im Berliner Musikinstrumenten-Museum überreicht.

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