Der Macher
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Der Macher

Nachruf auf unser Jury-Mitglied Tom Schroeder (12.7.1938 – 1.12.2023)

08.01.2024 – Tom Schroeder war ein Vollblut-Journalist, eine Radio-Legende, ein Festival-Macher, ein Ermöglicher, ein Förderer, ein Networker, ein Motivator, ein Kenner – und ein Fan.

Als ein echter »Alt-68er«, der Rudi Dutschke und Jimi Hendrix persönlich kannte, zog es ihn früh hin zur sich in den Sechzigern entwickelnden Gegenkultur, für die die Bardentreffen auf der Burg Waldeck im Hunsrück mit Folk und Liedermachern sowie die Essener Songtage mit Singern/Songwritern und der internationalen Rockelite stellvertretend stehen. An beiden Veranstaltungen bzw. Veranstaltungsreihen hatte Schroeder entscheidenden Anteil. Er moderierte zudem jahrzehntelang eigene Radiosendungen bei WDR, HR und SWF/SWR, schrieb für Fernseh-Dokumentationen und verschiedene Polit- und Musikzeitschriften, gehörte zur gleichen Zeit zu den Mitbegründern des bis heute existierenden Open Ohr-Festivals in Mainz sowie des »dienstältesten« deutschen Bluesfestivals in Lahnstein, als dessen Seele er bis zuletzt aktiv und engagiert blieb. Als Jury-Mitglied des Deutschen Kleinkunstpreises hatte Schroeder nicht nur mit Musik zu tun: Seit den Sechzigern begleitete und förderte er die deutschsprachige Kabarett- und Kleinkunstszene, füllte das Motto »Unterhaltung mit Haltung« mit Leben. Sein musikalisches Interessenspektrum war breitgefächert: Dixieland-Jazz (er selbst spielte Banjo und Gitarre), Irish Folk, Weltmusik, Gypsy-Swing, politische Songs – und immer wieder und immer stärker Blues und von diesem abgeleitete und beeinflusste Stilistiken.

Trotz seines Hippie-Gens hatte Tom Schroeder auch eine ausgeprägt preußische Ader – sie betraf vor allem sein Arbeitsethos. Unerbittlich und unbestechlich (auch sich selbst gegenüber) bekämpfte er jede Nachlässigkeit, unprofessionell-bequeme Lösungen, ungenaue Formulierungen, schwammige Terminabsprachen, nicht eingehaltene Zusagen und ein Nicht-in-jeder-Situation-das-Optimum-Suchen waren ihm zuwider. Anders hätte er wohl auch kaum seine zahlreichen Aktivitäten parallel zum Erfolg führen können.

Tom Schroeder fehlt dem Blues schon jetzt.

(Für den PdSK: Christian Pfarr)

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