Bestenlisten

Mit einem Platz auf der Bestenliste werden vierteljährlich die besten und interessantesten Neuveröffentlichungen der vorangegangenen drei Monate ausgezeichnet. Bewertungskriterien sind künstlerische Qualität, Repertoirewert, Präsentation und Klangqualität. Die Longlists sind ab 2014 direkt bei jeder Bestenliste hinterlegt.

NEU: Longlist 2/2024, veröffentlicht am 5. April 2024

Bestenlisten

Orchestermusik und Konzerte

Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 9 D-Dur

WDR Sinfonie Orchester Köln, Jukka-Pekka Saraste. CD Hänssler Profil PH100358 (Naxos)

Eine hochemotionalisierte Darstellung dieser tiefgründigsten aller Mahler-Sinfonien, ohne Überspitzungen und Spitzfindigkeiten, Takt für Takt mit Disziplin und Selbstkontrolle eingespielt. Der Finne Saraste empfiehlt sich als ein explizit zuständiger Mahler-Interpret. Er lenkt die spielerische Entfaltung der Musik so verantwortungsbewusst professionell, wie er gleichzeitig einen gewachsenen Sinn für deren dynamisch-gestische Belebung und Vielfältigkeit einbringt. Für die Jury: Hanspeter Krellmann

Orchestermusik und Konzerte

Peter Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 6, Romeo und Julia

City of Birmingham Symphony Orchestra, Andris Nelsons. CD Orfeo C832 101A

Andris Nelsons fährt volles Risiko und gewinnt: Gefühlsstark, aber nie sentimental, spannend und konsequent. Für die Jury: Rainer Wagner

Orchestermusik und Konzerte

Sergej Rachmaninow: Klavierkonzerte Nr. 3 und 4

Leif Ove Andsnes, London Symphony Orchestra, Antonio Pappano. CD EMI 6 40516 2

Ein Glanzstück klassisch-seriöser Rachmaninow-Interpretation: Stilistisch zentral, herausragend virtuos ohne jede Aufdringlichkeit und in perfekter musikalischer und klangtechnischer Balance. Für die Jury: Ingo Harden

Kammermusik

Leos Janacek: Sämtliche Streichquartette

Mandelring-Quartett, Gunter Teuffel (Viola d’amore). SACD Audite 92.545 (Edel)

Wann kann man schon beide Fassungen von Janáčeks Streichquartett Nr. 2 in ein und derselben Einspielung hören? Und das mit einem analytischen, technisch brillanten, ungemein engagierten und bemerkenswert ausdrucksvollen Zugriff. Selten ist Janáčeks zerklüftete Seelenlandschaft so ehrlich, so genau und dennoch beglückend kreativ umgesetzt worden. Für die Jury: Ingeborg Allihn

Kammermusik

Jean Sibelius, Arnold Schönberg: Streichquartette in d-Moll

Tetzlaff Quartett. CD CAvi Music 8553202 (Harmonia Mundi)

Zwei antipodisch zueinander stehende Komponisten werden in unabgenutzten Werken aufeinander bezogen: verbunden in der Aufbruchszeit vor dem Ersten Weltkrieg und im Medium Streichquartett, profiliert im enorm genauen und konzentrierten Spiel der vier Streicher, die mehr an der Spannung von Gesten, Schichtungen, Linien, Extremen als an einheitlichem »Sound« interessiert sind. Für die Jury: Volker Hagedorn

Tasteninstrumente

Johann Sebastian Bach: Original works and transcriptions

Evgeni Koroliov & Duo Koroliov. CD TACET192 (Gebhardt Musikvertrieb)

Bach-Aufnahmen aus dem Hause Koroliov sind mittlerweile so etwas wie ein Garant für höchste Qualität. Koroliov begeistert durch weitsichtige Phrasierungen beim Aufbau einer vitalen, polyphonen Architektur. In den vierhändigen Bach-Arrangements von György Kurtág fächert er – gemeinsam mit seiner Frau Ljupka Hadzigeorgieva – ein äußerst filigranes Klang-Gewebe auf. Superb wie immer: der tacet-Sound. Für die Jury: Kalle Burmester

Tasteninstrumente

Marc-André Hamelin: Études

12 Études in all the minor keys, Little Nocturne, Con intimissimo sentimento, Cathy’s Variations. Marc-André Hamelin. CD Hyperion CDA 67789 (Codaex)

Marc-André Hamelin knüpft mit seinen brillanten Etüden an das Goldene Zeitalter der komponierenden Pianisten an. Seine 12 Etüden sind geprägt von grenzenloser Spielfreude, virtuosem Übermut und einer geistreich-augenzwinkernden Beschäftigung mit der Musikgeschichte: von Paganini-Liszt, Chopin und Alkan bis zu Scarlatti und Rossini. Für die Jury: Gregor Willmes

Tasteninstrumente

Thierry Escaich (Orgel): Live-Improvisationen

CD Aeolus AE-10691 (Note 1)

Diese Live-Produktion des Labels Aeolus führt drei Qualitäten zusammen: eine bestechend plastische Aufnahme, ein farbenkräftiges Instrument und einen Musiker, der nicht nur mit enormer Impulsivität und Erfindungskraft improvisiert, sondern sich auch kongenial auf seinen Partner José Ignacio Ansorena und die baskische Volksmusik einlässt. Für die Jury: Friedrich Sprondel

Tasteninstrumente

Johann Jacob Froberger: Capriccio

Bob van Asperen (Orgel). SACD Aeolus AE-10701 (Note 1)

Van Asperen beackert sein Repertoire nicht nur mit unermüdlicher Gründlichkeit, es gibt auch kaum einen Interpreten, der so wie er immer wieder durch seine ebenso kenntnisreiche wie unkonventionelle Spielweise beeindruckt – wie diese Einspielung einmal mehr beweist. Für die Jury: Guido Krawinkel

Oper

Antonio Vivaldi: Ercole sul Termodonte

Rolando Villazón, Vivica Genaux, Joyce DiDonato u.a., Europa galante, Fabio Bondi. 2 CDs Virgin Classics 50999 6045450 9 (EMI)

Herkules als Latin Lover. Auch wenn sich Rolando Villazón hier auf fremdem Tenorterrain bewegt: In einer barocken Stargalaxie zwischen Vivica Genaux, Diana Damrau, Joyce diDonato und Philippe Jaroussky agiert dieser antike Held mit nicht nur kraftmeierischer Sicherheit, bestens geführt von Fabio Biondi. Vivaldis Kampf am Fluss Thermodon als virtuoses Stimmfest. Für die Jury: Manuel Brug

Oper

Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte

Daniel Behle, Marlis Petersen u.a., RIAS Kammerchor, Akademie für Alte Musik Berlin, René Jacobs. 3 CDs HMC 902068.70 (Harmonia Mundi)

Die »Zauberflöte« beim Wort genommen! Das beginnt beim so oft abqualifizierten Libretto von Emanuel Schikaneder, das hier mit der Sorgfalt einer Hörspielproduktion akustisch »in Szene« gesetzt wird – und setzt sich mit der pointierten Interpretation von René Jacobs und den erstrangigen Leistungen von Sängerinnen und Sängern, Chor und Orchester musikalisch fort. Ohne Zweifel eine Aufnahme der Spitzenklasse. Für die Jury: Roland Wächter

Chor und Vokalensemble

Puer natus est

Stile antico. SACD HMU 807517 (Harmonia Mundi)

Noch immer ist die kompositorisch so großartige Vokalpolyphonie der britischen Komponisten des 16. Jahrhunderts wenig bekannt und gilt als Musik für Spezialisten. Mit dem klanglich ungeheuer balanciert, präzise und transparent singenden jungen britischen Ensemble stile antico lassen sich für diese Musik der Tudor-Zeit kaum bessere »Anwälte« finden. Für die Jury: Elisabeth Richter

Klassisches Lied und Vokalrecital

Philippe Jaroussky: Caldara in Vienna

forgotten Castrato Arias. Concerto Köln, Emmanuelle Haim. CD Virgin 5 0999 64881027

Philippe Jaroussky auf den Spuren des vernachlässigten Komponisten Antonio Caldara. Einmal mehr fasziniert an seiner »voce d’angelo« der gleichermaßen unschuldsvolle wie erotische Stimmklang. Für die Jury: Christoph Zimmermann

Klassisches Lied und Vokalrecital

Simone Kermes: Colori d’Amore

Le Musiche Nove, Claudio Osele. CD 88697723192 (Sony)

Simone Kermes ist der Inbegriff der manieristischen Sängerin: mit im positiven Sinne ungehemmter Entfaltung der Phantasie und dem Mut zum Exzentrischen. Für ein Repertoire schwindelerregend-virtuoser, berückend-schöner und pathos-schwerer Musik bringt sie eine umfangreiche, dynamisch flexible und agile Stimme mit, die gerade dem Titel – »Colori d’amore« – gerecht wird. Für die Jury: Jürgen Kesting

Alte Musik

Johann Sebastian Bach: Cellosuiten BWV 1007-1012

Dmitry Badiarov (violoncello da spalla). 2 CDs Ramée RAM1003 (Note 1)

Dmitry Badiarov interpretiert die sechs Suiten nicht auf einem gewöhnlichen Cello, sondern auf einem Violoncello da spalla, das vor der Brust gehalten und mit Geigentechnik gespielt wird. Dadurch ist das akkordische Spiel weniger aufwendig, das Klangbild deutlich schlanker, die Gestik viel runder; und Badiarovs Sinn nicht nur für die tänzerischen Impulse, sondern auch für die Kantabilität dieser Musik macht diese wegweisende Produktion zur neuen Referenzaufnahme. Für die Jury: Matthias Hengelbrock

Alte Musik

Monteverdi & Marazzoli: Combattimenti!

Le Poème Harmonique, Vincent Dumestre. CD Alpha 172 (Note 1)

Vincent Dumestre stellt bekannte Madrigale Monteverdis neben das Intermedium »La Fiera di Farfa« eines frühbarocken Nachfolgers. Die Stücke unterscheiden sich in der Stillage: Während Monteverdi mythologische Stoffe musikalisch gestaltet, malt Marazzoli eine bunte Jahrmarktszene aus. Dieser Kontrast fordert eine Differenzierung des Vortragsstils, die Dumestre mit seinem Ensemble hervorragend bewältigt. Für die Jury: Matthias Hutzel

Zeitgenössische Musik

Georg Katzer: Streichquartette

Nr.1, 3 und 4. Sonar Quartett. SACD NEOS 11020 (Codaex)

Die vorzügliche Einspielung der Katzer-Quartette durch das Berliner Sonar Quartett erfasst minuziös alle Abstufungen zwischen notierten Tonhöhen und Geräuschbändern, auch die der Dynamik und der Tondauern. Sie verwandelt die Kammermusik in ein existentiell berührendes Kraftfeld. Für die Jury: Ludolf Baucke

Zeitgenössische Musik

Pierluigi Billone

Mani, Percussion solos (Adam Weisman). CD einklang_records EKR 044, www.einklangrecords.com

Metall, Glas, grobe Holzkörper: Es gibt keine tote Materie. Pierluigi Billone bringt es mit der geradezu skulpturalen Präsenz der Klanglichkeit seiner Musik zur Evidenz. Stimmlaute: Beschwörungsformeln aus bilderlosen Träumen. Kaum je erfahren, dass Zuhören so umweglos an den Wesenskern des Numinosen rühren kann. Für die Jury: Helmut Rohm

Historische Aufnahmen

Genie und Rebell

Friedrich Gulda spielt Mozart, Beethoven, Chopin, Debussy, Strauss u.a., Aufnahmen von 1950-59. 10 CDs Membran Music 233021

Genie und Rebell schließen sich als Instanzen des Geistes nie aus – schon gar nicht bei dem blutjungen Wiener Friedrich Gulda, der, wie hier in den fünfziger Jahren, Mozart und Beethoven, auch Chopin, Debussy, Ravel und seine eigenen Jazzkeller-Piècen pianistisch souverän, formal kontrolliert und emotional wie berauscht spielen konnte. Für die Jury: Wolfgang Schreiber

Grenzgänge

Das Kapital plays Hanns Eisler

Ballads & Barricades. CD Wizmar WIZ 9025

Das Kapital plays Hanns Eisler ist ein junges europäisches Kollektiv des Saxofonisten Daniel Erdmann, des Gitarristen Hasse Poulsen und des Schlagzugers Edward Perraud, das in einem großen Wurf Klassenkampflieder und freie Improvisation als zeitgemäße Kapitalismuskritik neu entdeckt. Für die Jury: Christian Broecking

Filmmusik

Alexandre Desplat: Harry Potter

And the Deathly Hallows, Part 1. London Symphony. CD Watertower 88697794712 (Sony)

Mit »Deathly Hollows Part 1« hat Alexandre Desplat seine Sonderstellung allein dadurch bewiesen, dass er nicht in die Fußstapfen von Übervater John Williams trat, sondern eigene Akzente setzte. Und die sind voll subtilem Raffinement, reich an musikalischer Struktur und geprägt von untrüglichem dramatischem Instinkt – kongenial für diesen herangereiften Harry Potter. Für die Jury: Matthias Keller

Filmmusik

Angelo Badalamenti

Music For Film And Television. Brussels Philharmonic, Dirk Brossé. CD Varèse Sarabande VSD-7052 / Colosseum (Alive)

Die Musik Angelo Badalamentis erforscht – wie die Filme David Lynchs, mit dem Badalamenti immer wieder zusammengearbeitet hat – eine Welt, die ihre Unschuld verloren hat. Gleichzeitig findet Badalamenti Motive für pures Glück; er kann ein großer Romantiker sein. Dirk Brossé und das Brussels Philharmonic zeigen sich beiden Polen vollkommen gewachsen: dem Albtraumhaften und dem Sehnsuchtsvollen. Für die Jury: Dietmar Kanthak

Musikfilm

The Beethoven Project

Ludwig van Beethoven: The Symphonies & Music Documentary. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi. 4 DVDs Sony Classical 88697787579

Konzerte und CDs haben Paavo Järvi und die Bremer Kammerphilharmonie bekannt gemacht als eine »Traum-Konstellation«; ihre Realisierungen der Beethoven-Sinfonien gelten weltweit als ein neuer und aktueller interpretatorischer Maßstab. Sonys Vier-DVD-Kassette ergänzt modellhaft schlanke und vitale Konzertmitschnitte durch vorbildlich informatives Hintergrundmaterial zum Making of… des »Bremer Beethoven-Projekts«. Für die Jury: Ingo Harden

Musikfilm

A Surprise in Texas

Directed by Peter Rosen. DVD EuroArts 2058168 (Naxos)

Der blinde Pianist Nobuyuki Tsujii gewinnt einen der großen internationalen Klavierwettbewerbe. Das ist nicht nur eine Überraschung, sondern eigentlich ein Wunder. Dieser Film ist spannend und ungemein anrührend. Er stellt letztlich die Frage, was Talent wirklich ist. Für die Jury: Norbert Hornig

Musikfilm

Dauner forever!

Wolfgang Dauner, Jazzmusiker und Komponist. Wolfgang Dauner, Flo Dauner u.a., Jean Christophe Blavier (Regie). DVD Moving Angel Film Production 0013964080506

Dieser Film ist eine beglückende, hochsensible Annäherung an einen bedeutenden Musiker, mit einem genauen, aber nicht sezierenden Blick. Da stimmt einfach alles. Klasse! Für die Jury: Matthias Wegner

Musikfilm

Jerome Robbins’ NY Export

Opus Jazz, A »ballet in sneakers«, Robert Prince (Music). DVD BelAir BAC060 (Harmonia Mundi)

In der Neu-Verfilmung aus dem Jahr 2010 tanzen Mitglieder des New York City Ballet in Turn- und Übungshallen, auf öffentlichen Plätzen und Bühnen eine 1958 von Jerome Robbins mit Jugendlichen entwickelte Choreographie – ein Tanzfilm auf mehreren Ebenen mit sensibel eingefangenen Szenen. Für die Jury: Werner Stiefele

Jazz

Echoes Of Swing: Message From Mars

Bernd Lhotzky, Oliver Mewes, Colin T. Dawson, Chris Hopkins, CD Echoes Of Swing

Wie frisch, wie so ganz und gar unverstaubt traditioneller Jazz klingen kann, zeigen vier ausgeschlafene Meisterswinger mit bewundernswerter Leichtigkeit. Daneben klingt manch Zeitgeistiges vorgestrig. Für die Jury: Marcus A. Woelfle

Jazz

Jazz ‚n’ Spirit: Continuum

Dirk Piezunka, Martin Flindt, Jens Piezunka. CD Audiomax 9121662-6 (Codaex)

Crossover einmal anders, nicht nur zwischen den Genres, sondern auch zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Sakralem und Säkularem. Dass die Musik des 16. und 17. Jahrhunderts, abgesehen vom oft verswingten Bach, erstaunlich Ergiebiges für den (Modern) Jazz zu bieten hat: die Brüder Piezunka und Martin Flindt beweisen es mit diesem Debütalbum rundum überzeugend. Für die Jury: Rainer Nolden

Jazz

Apex

Rudresh Mahanthappa and Bunky Green. CD PI35 (JA KLA/ Alive)

Der Altsaxofonist Bunky Green, eines der bestgehüteten Geheimnisse der afroamerikanischen Jazzcommunity, fungiert mit Mitte 70 als eine Art Bindeglied zwischen Charlie Parker und Steve Coleman. Der über 35 Jahre jüngere Rudresh Mahanthappa wird gerade mit Auszeichnungen als bester Altsaxofonist der amerikanische Szene überhäuft. Ein Gipfeltreffen zweier bescheidener Giganten, kräftig, besonnen, selten. Für die Jury: Christian Broecking

Jazz

Jamaaladeen Tacuma

For The Love Of Ornette. CD Jazzwerkstatt JW 090

So klingt Weisheit: einfach. Die natürlichste Sache der Welt, weil es auf organische Weise passiert. Nur die Gedanken weisen bei »For The Love Of Ornette« den Weg. Nicht die Instrumente, deren Handhabung oder die Noten stehen im Vordergrund, sondern einzig die Idee. Verblüffend einfach auch für Zuhörer, die quasi eine neue Ornette Coleman-Platte in Händen halten und gleichzeitig Jamaaladeen Tacumas unstrittigen Höhepunkt als Solo-Künstler feiern. Für die Jury: Reinhard Köchl

Traditionelle Ethnische Musik

Mali Timbuktu

Benkadi fòli serie I, vol.5. CD, www.benkadi.org

Musikalische Feldforschung, Süd-Sahara 1996: die unbekannten Quellen der Weltmusik à la Tartit und Ali Farka Touré, – zeitlose Dokumente authentischer Klänge aus dem Lebensraum der Mauren, Tuareg, Songhai und Bellah. Für die Jury: Jan Reichow

Traditionelle Ethnische Musik

Nanae Yoshimura

The Art of the Koto – Complete Edition. 4 CDs Celestial Harmonies 19918-2 (Naxos)

Das japanische Musikinstrument Koto ist eine bis zu zwei Meter lange Wölbbrett-Zither, deren Beherrschung ein jahrelanges, intensives Studium erfordert. Diese herausragende Produktion setzt sowohl klanglich als auch künstlerisch Maßstäbe, die aus musikethnologischer Sicht auch für andere Anthologien außereuropäischer Genres klassischer Musik gelten sollten. Für die Jury: Manfred Bartmann

Folk und Singer/Songwriter

Carlos Nunez: Alborada Do Brasil

CD Sony Music 886975676828

Selbst wenn es nie musikalische Verbindungen zwischen den Kelten und dem Land hinter der gesegneten Insel Hy-Brasil gegeben hätte: Carlos Núñez bewiese sie ohrenfällig. Unterstützt von den großen Stars von drüben hat der Grenzgänger des galicisch-keltischen Folk das Gemeinsame eingefangen – betörend optimistisch, charmant und rüpelhaft zugleich. Für die Jury: Friederike C. Raderer

Folk und Singer/Songwriter

Daniel Kahn & The Painted Bird

Lost Causes. CD Oriente RIENCD 77

Vitaler Klezmer ohne Beißhemmung und Larmoyanz. Für die Jury: Imke Turner

Pop

Lloyd Cole: Broken Record

CD Tapete Records TR 186

Auf der einen Seite steht der britische Hang zum Selbstzweifel in den Texten, die dunkel sein könnten, aber hell wirken. Auf der anderen prägt die neue Lust am Folk auch Lloyd Coles Lieder und würzt »Broken Record« mit schelmischem instrumentalakustischem Frohsinn. Das ist die hohe Kunst des Unterstatements und Cole ist einer ihrer Meister. Für die Jury: Ralf Dombrowski

Independent (bis 2014)

Giant Sand: Blurry Blue Mountain

CD Fire Records 161 (Cargo Records)

Howe Gelb hat hier mit seiner Band Giant Sand ein blendend instrumentiertes, gediegenes und auch aufnahmetechnisch herausragendes Album vorgelegt, das wieder einmal seine Ausnahmestellung als begeisternder Americana- und Alternativerockmusiker untermauert. Für die Jury: Jan Ulrich Welke

Nu & Extreme (bis 2014)

dOP: Greatest Hits

CD Circus Company CCCD08 (Rough Trade)

Vom ersten Ton bis zum Cover ist das Album »Greatest Hits« des französischen Trios dOP ein Meisterwerk. In Wirklichkeit keine Sammlung ihrer größten Erfolge, sondern ein innovatives Debüt, auf dem sich das spielerische Talent der drei Jazz-Musiker mit Produktionsweisen und Attitüde der modernen Club-Kultur verbindet. Für die Jury: Ruben Jonas Schnell

Blues

Duke Robillard: Passport To The Blues

CD Dixie Frog DFGCD 8694 (Fenn Music)

Dieser »Passport« eröffnet den Zugang zu Duke Robillards Wurzeln im erdverbundenen Guitar Blues und gewährt gleichzeitig Eintritt in die heiligen Hallen musikalischer Virtuosität. In Wirklichkeit ist der Duke der King! Für die Jury: Karl Leitner

R&B, Soul und Hip-Hop

John Legend & The Roots: Wake Up!

CD Columbia Records 8697-37082-2 (Sony)

Respektvoll und spannend modernisieren The Roots, die beste Live-Band des Hip Hop, und John Legend, einer der besten Soulsänger unserer Zeit, auf »Wake Up!« ein Dutzend der politischsten Soulsongs der Siebziger. Für die Jury: Götz Bühler

R&B, Soul und Hip-Hop

Cee Lo Green: The Lady Killer

CD Atlantic 7567889289 (Warner)

Ein virtuoser Ritt durch das Grenzgebiet von Pop und Soul mit einem grandiosen Cee-Lo fest im konzeptionellen Sattel. Für die Jury: Christian Tjaben

Kinder- und Jugendaufnahmen

K.A. Nuzum: Hundewinter

Gelesen von Sascha Icks. 3 CDs Silberfisch 978-3-86742-054-9

Still und doch unerbittlich zieht uns K.A. Nuzum in das Leben von Dessa Dean hinein, dem Mädchen, das nach dem Tod der Mutter nicht mehr mit dem Leben klarkommt. Sascha Icks erzählt diese Geschichte von Verlust und Einsamkeit, aber auch von Freundschaft und neuem Vertrauen mit subtiler Eindringlichkeit. Ein wichtiges Thema, grandios, einfach und ruhig vor uns ausgebreitet wie die Schneelandschaft der Berge von Colorado. Für die Jury: Carola Benninghoven

Kinder- und Jugendaufnahmen

Mikael Engström: Ihr kriegt mich nicht!

Hörspiel für Kinder ab 10 Jahren. Jona Mues, Sascha Icks u.a, CD Der Audio Verlag 978-3-86231-004-3

In der Hörspielfassung von Mikael Engströms Jugendroman »Ihr kriegt mich nicht« rollt das bewegende Leben des zwölfjährigen Mik vor unseren Ohren besonders eindrücklich ab. Für die Jury: Ingeborg Neumann

Wortkunst

Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Gesamtausgabe. Sprecher: Peter Matić. 17 mp3-CDs, Der Hörverlag 9 783867 176828

Die ungekürzte Umwandlung von Marcel Prousts spektakulärem Schriftwerk ins auditive Medium ist eine Leistung ersten Ranges. Dass aus der ars scripta ein Objekt souverän gestalteter ars acustica werden konnte, verdankt sich vor allem dem stilsicheren sprachlichen Vermögen des Wiener Burgschauspielers Peter Matić, der Prousts strengem Satzbau, seiner rhythmischen Vielfalt und Melodie bravourös Stimme und Klang verleiht. Für die Jury: Peter Fuhrmann

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